Schon im Mittelalter hat der Stukkateur in Italien seine interessante Arbeit aufgenommen. Das kunstberühmte Italien ist also die eigentliche Wiege des Stukkateurhandwerks. Die Jünger der „weißen Kunst“ leiten ihren Namen von dem italienischen Wort „Stucco“ ab. Sie waren damit die „Stuccadoren“ oder Stukkatoren“, woraus später die Handwerksbezeichnung „Stukkateur“ entstand.
Von Italien aus verbreitete sich das Handwerk über Frankreich bald nach Süddeutschland. Italiener haben somit in unserem Vaterland die ersten Stuckarbeiten ausgeführt. Es war deshalb schon sehr frühzeitig der „Stuccador“ auch bei uns bekannt. Infolgedessen dauerte es nicht lange, bis sich auch deutsche Handwerker in dieser Kunst ausbildeten. Wesentlich in dieser Entwicklung haben wohl auch die Kriegs- und Kreuzzüge der Hohenstaufen und anderer deutscher Kaiser beigetragen. Daher ist es vielleicht kein Zufall, wenn gerade in der Nähe der alten schwäbischen Kaiser-Stammburg Hohenstaufen ganze Gipser-Siedlungen entstanden, die größtenteils heute noch vorhanden sind.
Schon sehr frühzeitig waren die „Stukkadoren“ also auch im Schwabenland bekannt. Hier wurden und werden sie in einzelnen Gegenden zum Teil auch heute noch als „Ipser“ bezeichnet.
Bei der Betrachtung der Entwicklung des Stuckateur-Handwerks können wir bis in die klassischen Abschnitte der Bau- und Kunstgeschichte zurückgehen, als das Stuckkateur-Handwerk noch in voller Blüte stand. Dies war ganz besonders in der Zeit der „Renaissance“ der Fall. In diesem Zeitalter stieg nämlich die Sucht der Menschen nach Prunk und Pracht immer mehr an. Ihren Höhepunkt erreichte sie und auch die Verwendung von Stuck jedoch erst in der Zeit des „Barock“ und des „Rokoko“. Der Zeitabschnitt von 1670 bis 1770 weist ein besonders hohes handwerkliches und künstlerisches Können der Stuckateure auf. Angetragene und in Gips geschnittene oder gezogene reiche Profile und kunstvolle Ornamente wurden an den Decken und Wänden vieler Kirchen, Klöster, Schlösser und Bürgerhäuser ausgeführt. An vielen Orten Deutschlands, besonders aber im Süden und Westen des alten Reiches, finden wir zahlreiche Zeugnisse des hohen handwerklichen Könnens der alten Gipser und Stukkateure. Sie erregen heute noch Staunen und Bewunderung der Beschauer. Aus diesen Darlegungen ist zu entnehmen, daß die Gipser und Stukkateure schon seit Jahrhunderten ihre weiße Kunst ausüben. Sie können mit Stolz auf eine reiche Vergangenheit zurückblicken und sich dessen mit Recht bewußt sein, daß man ihrer, so wie früher, auch in Zukunft stets bedarf.